veröffentlicht am 30. Juli 2020
Laut der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, einer (leider) rechtlich nicht bindlichen Resolution der Vereinigten Nationen, werden Menschenrechte als Rechte definiert, die jedem Menschen aufgrund seines Menschdaseins zustehen. Dieser Definition zufolge, sind Faktoren wie Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, Religion, etc. ohne Bedeutung. Die Menschenrechte sollen angeboren, universell und unteilbar sein, allerdings sieht die Realität in vielen Ländern noch ganz anders aus.
So ist das Recht über den eigenen Körper und über die eigene reproduktive und sexuelle Gesundheit frei zu enscheiden, noch bei weitem nicht selbstverständlich. Was den Zugang zur Reproduktionsmedizin für gleichgeschlechtliche Paare angeht, ist Spanien ziemlich liberal und stellt einige interessante Optionen zu Verfügung.
Im folgenden Artikel sprechen wir über Lösungen, die die Reproduktionsmedizin der LGTBIQ Gemeinschaft zur Verfügung stellt.
Reproduktionsmedizin für lesbische Frauen
Für lesbische Paare gibt es vier verschiedene Behandlungsoptionen. Die erste und die wahrscheinlich bekannteste ist die Künstliche Insemination. Dabei handelt es sich um eine einfache Befruchtungsmethode, die vor allem für junge Frauen mit einer normalen ovariellen Reserve (a.g. Eizellvorrat) gedacht ist. Das heißt für Frauen mit relativ geringen Fertilitätsproblemen.
Der unmittelbaren Befruchtung – also der Einführung des Spendersames in die Gebärmutter – geht in der Regel eine leichte Stimulation voraus, um die Anreifung von einer oder zwei Eizellen zu unterstützen, denn nur reife Eizellen sind befruchtungsfähig. Der Befruchtungsprozess an sich findet allerdings spontan statt, was die relativ niedrige Erfolgsrate dieser Technik erklärt: diese liegt nämlich bei 15-25%.
Möchte man den Befruchtungsprozess mehr unter Konrolle haben, ist eine In-Vitro-Befruchtung (IVF) zu empfehlen. In diesem Fall findet nach einer hormonellen Stimulation eine Punktion (a.g. Eizellentnahme) statt und die gewonnenen Eizellen (höhere Anzahl als bei Künstlicher Insemination) werden in einem Labor befruchtet. Dank dieser Behandlungstechnik hat man also nicht nur mehr Eizellen – und letztendlich auch Embryone -sondern auch eine deutlich bessere Befruchtungsrate. Außerdem hat man die Möglichkeit die vorhandenen Embryone vor dem Transfer in die Gebärmutter genetisch zu testen, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft und der Geburt eines gesundes Kindes erheblich gesteigert wird.
Wer von den beiden Frauen sich der Behandlung - der Künstlichen Insemination oder einer IVF- unterzieht, kann im Laufe des ersten Beratungsgesprächs gemeinsam mit den Arzt und unter Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse entschieden werden.
Zu den weiteren Behandlungsmethoden für lesbische Frauen zählen die ROPA-Methode und Eizellspende. Bei der ROPA-Methode wird eine der Partnerinnen hormonell stimuliert (wie bei einer gewöhnlichen IVF- Behandlung), die Embryone werden allerdings zu der anderen Frau transferiert. Es handelt sich also um eine Eizellspende, nur dass der Spendeprozess zwischen den Partnerinnen stattfindet.
Eine weitere Option wäre eine Behandlung mit fremden Eizellen – also Eizellen einer (in Spanien) anonymen Spenderin und eines anonymen Samenspenders.
Welche Vorteile bietet die ROPA-Methode?
Das Gute an der ROPA-Methode ist, dass beide Frauen die Möglichkeit haben, sich an der Entstehung eines neuen Lebens zu beteiligen, was die Familie auf diese Weise umso mehr zusammenbindet.
Die Frau mit der besseren Eizellreserve unterzieht sich einer ganz gewöhnlichen IVF-Behandlung: im Laufe von etwa 12 Tagen setzt sie sich Stimulationsspritzen. Die andere Partnerin bereitet sich gleichzeitig auf den Embryonentranser vor: auch sie unterzieht sich einer hormonellen Stimulation, allerdings handelt es sich dabei nicht um Spritzen, sondern um Tabletten.
Da die Stimualtion beider Frauen gleichzeitig stattfindet, können beide die Strapazen der anderen nachvollziehen und sich gegenseitig unterstützen. Bei IVF-Spain steht den Patientinnen außerdem ein ganzes Team zur Verfügung: der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin, eine persönliche Assistentin und das medizinische Komitee der Klinik, das sich täglich trifft, um aktuelle Zyklen zu besprechen.
Sobald die Follikel gut gewachsen sind, findet die Punktion, also die Eizellentnahme, statt. Alle reifen Eizellen werden anschließend befruchtet und entwickeln sich in den nächsten 3 bis 5 Tagen in einem Inkubator im Labor der Klinik. Am 5. Tag der Embryonalentwicklung (Blastozystenstadium) wählt man einen oder zwei Embryonen aus und transferiert diese der zweiten Partnerin, also derjenigen, die das Baby austragen wird. Die restlichen Embryonen werden eingefroren und für das Paar aufgebewahrt.
Alle Phasen der Behandlungen, angefangen bei Stimulation der beiden Frauen bis zum Embryonentransfer und der Einfrierung und der Lagerung der übrigen Embryone finden in unserer Klinik statt.
Der Spendersamen für diese Behandlungsmethode kommt aus den besten nationalen und internationalen Samenbanken, wie European Sperm Bank und Cryos.
Vitrifizierung von Ei- und Samenzellen bei Personen Trans
Da die Hormontherapie zur Geschlechsanpassung über einen längeren Zeitraum erfolgt, sind Infertilität oder Steriltät deren mögliche Folgen.
Trans Männer unterziehen sich der sog. androgenen Therapie. Diese intramuskuläre Testosteronverabreichung wirkt sich negativ auf die ovarielle Reserve und auf die Eizellqualität aus. Man sollte sich daher überlegen, vor Beginn der Therapie Eizellen einfrieren zu lassen (das sog. Sozial Freezing). Tut man das nach deren Abschluss, kann es sein, dass man nicht genug Eizellen besitzt und diese zu niedrige Qualität haben, um den Kinderwunsch zu erfüllen.
Für diejenigen, die einen Schritt weitergehen möchten, können entnommene Eizellen befruchten und erst am 5. Tag der Embryonalentwicklung (Blastozystenstadium) einfrieren lassen (sich also einer IVF-Behandlung unterziehen). In Zukunft können diese Embryone zu einem Trans Mann mit Gebärmutter bzw. seiner Partnerin, wenn es sich dabei um eine Cis-Frau handelt.
Bei Trans Frauen erfolgt die geschlechtsangleichende Hormontherapie durch die Zugabe von Estradiol. Dadurch wird sowohl die Spermatogenese – die Bildung neuer Spermien – als auch die Menge und Beweglichkeit von Spermien beeinträchtigt. Um die eigene Fertilität aufrechtzuerhalten, empfiehlt man in diesem Fall die Einfrierung einer Samenprobe. Je nach Gesetzeslage des jeweiligen Landes, ist es auch in diesem Fall möglich, einen Schritt weiterzugehen umd Embryone einzufrieren, die aus den Eizellen der Partnerin und dem eigenen Samen entstanden sind.
Die Lösungen, die die Reproduktionsmedizin der so diversen LGTBIQ Gemeinschaft zur Verfügung stellt, sind also zahlreich. Dabei sollte man vor einer Fertilitätsbehandlung im Ausland nicht zurückschrecken, da man dort eventuell fortgeschrittenere Behandlungstechniken und eine liberalere Gesetzeslage vorfindet.
Falls Sie noch Fragen haben, können Sie uns auch an unserem Stand auf den Kinderwunsch Tagen antreffen. In Köln sind wir am Stand 38 und bieten wieder kostenlose Beratungen an.
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