veröffentlicht am 24. August 2021
Paare, die endlich mithilfe einer Samen-, Eizell- oder Embryonenspende schwanger geworden sind und ein (oder mehrere) Kinder bekommen haben, sind immer mit der Frage konfrontiert, ob sie mit ihrem Kind und ihrem Umfeld über die Zeugungsgeschichte sprechen. In der Beratung erlebe ich häufig, dass die (zukünftigen) Eltern eigentlich offen und ehrlich mit ihrem Kind umgehen möchten – und dazu gehört für sie auch, dass sie über die Zeugung mittels eines Spenders oder einer Spenderin sprechen. Viele, wenn nicht die meisten, sind sich vor der Geburt sehr sicher, dass sie dies tun werden. Und auch nach der Geburt haben die meisten dies vor.
Gleichzeitig äußern viele jedoch Ängste und Befürchtungen. So können sie nicht einschätzen, wie z.B. die sozialen Großeltern reagieren, wenn sie erfahren, dass sie mit ihrem Enkelkind nicht verwandt sind. Auch vermuten sie, dass ein Kind nach der Aufklärung im Kindergarten darüber spricht und vielleicht von anderen Kindern gehänselt wird. Eine der größten Ängste ist, dass das Kind sich in der Pubertät vom sozialen Elternteil abwenden wird und viel Erwartungen mit dem Kennenlernen des Spenders oder der Spenderin verbindet.
Die Realität scheint jedoch anders zu sein. In über zwei Jahrzehnten Beratungserfahrung habe ich immer wieder gehört, dass Kinder auf eine frühe Aufklärung (in Kindergartenalter) recht gelassen reagieren. Manche hören den Eltern gespannt zu, weil sie eine Geschichte hören, die mit ihnen zu tun hat. Andere zeigen mehr oder weniger deutlich, dass sie sich für ihre Zeugungsgeschichte (noch) nicht sonderlich interessieren. Es kommt schon vor, dass Kleinkinder im Kindergarten plappern – darüber, was im Elternhaus am Abend zuvor diskutiert wurde. Und manchmal handelt es sich dabei um die Zeugungsgeschichte. Aber es gibt wenig Kinder, die im Kindergartenalter gezielt über ihre Zeugung sprechen, denn Freunde und Spielsachen sind einfach wichtiger. Und im Grundschulalter scheint dies ähnlich zu sein.
In der Pubertät kann es durchaus vorkommen, dass Kinder ihre Eltern provozieren – und dies mit allen Themen, die sich für eine Provokation eignen. Sie suchen nach Unsicherheiten ihrer Eltern, wollten deren Grenzen austesten, und ihre eigene Persönlichkeit wächst mithilfe des „Reibens“ an den Eltern. Ein Spruch wie „Du bist doch gar nicht meine richtige Mutter!“ gehört in diese Kategorie der pubertären Reizthemen und hat in der Regel nichts mit einer mangelnden Bindung zu tun. Zahlreiche Studien zeigen auf, dass die Bindung zwischen Kind und sozialem Elternteil genau stabil ist wie zwischen Kind und genetischem Elternteil. Und das ist nicht erstaunlich, denn zwischenmenschliche Bindung entsteht, wenn sich zwei oder mehr Menschen aufeinander einlassen und verlässlich füreinander da sind.
Auch die Suche nach Spender und Spenderin und ein Kontaktwunsch ist kein Zeichen mangelnder Bindung an die Eltern. Die Suche nach biologischen Wurzeln ist eher ein ganz natürliches Bedürfnis, das viele, aber nicht alle Menschen haben. Kinder und Erwachsene nach Samen- und Eizellspende möchten sich mit dem Spender oder der Spenderin vergleichen: Haben sie die gleiche Nase oder die gleichen Haare? Ist ihr Körperbau ähnlich? Teilen sie sich Vorliegen für Essen oder pflegen sie die gleichen Hobbys? Und Spender und Spenderinnen sind manchmal genauso neugierig. Viele hoffen, dass es den Kindern gut geht, und sie stehen ihnen für ihre Fragen zur Verfügung. Aber sie wollen keine Elternrolle übernehmen, denn viele, wenn nicht die meisten, haben eigene Kinder, für die sie verantwortlich sind.
Wenn Sie als Paar oder als alleinstehende Person mit der Frage konfrontiert sind, ob Sie sich auf eine Samen-, Eizell- oder Embryonenspende einlassen können, kann es hilfreich sein, Ihre Fragen oder sogar Ängste im Rahmen einer Beratung zu klären. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderwunschberatung/BKiD (www.bkid.de) ist eine gute Anlaufstelle, um Beratungskräfte zu finden, die darauf spezialisiert sind. Diese Fachkräfte stehen Ihnen auch zur Verfügung, wenn es um die konkrete Aufklärung von Kindern geht oder um deren Kontaktwunsch zum Spender/zur Spenderin. Und im Verlag FamART (www.famart.de) finden Sie Ratgeber, Aufklärungsbücher für Kinder und kostenfreies Informationsmaterial, das Sie an Kindergarten und Schule weiterreichen können. Nehmen Sie das Unterstützungsangebot und die Informationen an, denn es ist viel leichter, sich auf etwas Neues einzulassen, wenn man darauf gut vorbereitet ist!
Für Fragen dazu stehe ich Ihnen gerne telefonisch oder per Email zur Verfügung
Dr. Petra Thorn
www.pthorn.de / mail@pthorn.de / 06105-22629
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