Dies schrieb mir neulich eine Followerin auf Social Media und ich musste in der Tat eine Weile über diesen Kommentar nachdenken.
Rückblende: Ich sitze bei einem etwas spiessigen Bankberater und erkläre ihm gehemmt, dass ich nicht direkt krank sei, aber dennoch einen Kredit für eine medizinische Behandlung bräuchte - ja ich sei arbeitsfähig, es sei eben kompliziert. Von IVF hat er noch nie etwas gehört und ich muss es ihm im Detail erklären, denn ich brauche das Geld. Ich sitze im Büro hinter einem Bücherregal und mir laufen nur so die Tränen herunter, vor dem Regal beginnt gerade eine Kuchenparty für eine Kollegin, die schon ihre dritte Schwangerschaft verkündet hat, während ich gerade das negative Ergebnis meiner 14. IVF bekommen habe. Während COVID habe ich im Ausland mit meinem Partner extra eine Firma gegründet, um mich selbst dort anzustellen, damit ich die Einreiseregeln einhalten kann, weil wir sonst unsere nächste IVF hätten auf unbestimmte Zeit verschieben können.
Meine eigene Geschichte mit 32 KiWu-Behandlungen brachte mich durch alle Höhen und Tiefen und oft über meine Grenzen hinaus. Ich war oft mein eigenes Versuchskaninchen und scheiterte bei vielen Plänen, was nur unnötigen Schmerz, Frust und Trauer brachte. So geht es auch vielen anderen und deshalb stehe ich heute hier. Einerseits sind Betroffene ab dem Moment allein, ab dem sie zur Kliniktüre hinausgehen, andererseits ist es in der Gesellschaft auch nach wie vor ein Tabuthema, sodass man eben mit solchen alltäglichen Herausforderungen konfrontiert wird, von denen man sonst denken würde, sie seien allenfalls ein schlechter Film.
Es beginnt bei kreativen Ausreden für Untersuchungstermine während der Arbeit, übergriffigen Kommentaren aus dem Umfeld bis hin zu Streitigkeiten mit Zusatzversicherungen. Dass ich 32 KiWu-Behandlungen geschafft habe und eben nicht depressiv, mordlustig oder verrückt geworden bin, liegt alleine daran, dass ich mir wirksame Strategien für einzelne Bereiche zurechtlegen musste, die funktionierten.
Anhand einiger Beispiele (zB Kommunikation des KiWu am Arbeitsplatz - ja / nein /Risiken) möchte ich in diesem Vortrag aufzeigen, dass man sich bereits vor der ersten Behandlung aktiv mit gewissen Fragen auseinandersetzen sollte, damit sie einen nicht in einem unerwartete bzw, schwachen Moment überrollen und man nur noch überfordert ist. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei langwierigen Behandlungen ist die richtige Strategie jenseits der Kliniktür, denn nur so kommen auch schwere Fälle langfristig ans Ziel.